Trauma-Wissen I Hintergrundinformationen zum besseren Trauma-Verständnis I Heilpraxis für Psychotherapie in München I Ivana Schuster

Trauma-Wissen

Trauma-Wissen kompakt

  • Trauma leitet sich aus dem griechischen Wort Wunde ab und versteht sich als eine seelische Verletzung – ein belastendes oder bedrohliches Ereignis – das von uns nicht bewältigt und verarbeitet werden kann.

    Erfahrungen mit einem Trauma hinterlassen Spuren in der Seele und beeinträchtigen uns ein Leben lang. Dabei wirken sie sich nicht nur auf die Seele, sondern in besonders prägender Weise auf den Körper aus.

    Jede Empfindung und jedes Gefühl mit seinen dazugehörigen Kognitionen wird im Körper gespeichert und begleitet uns ein Leben lang. Der Körper vergisst nichts, auch wenn wir es nicht bewusst wahrnehmen können. Bei traumatischen Erlebnissen hat dies gravierende Konsequenzen für unser gesamtes Erleben, Fühlen, Handeln und Denken.

    • Unfälle

    • Naturkatastrophen

    • Kriege, Folter, Vertreibung

    • Sexuelle Gewalt

    • Tod eines Elternteils oder einer nahestehenden Bezugsperson in der Kindheit

    • Beobachtung eines gewaltsamen Todes

    • Konfrontation mit Traumafolgen als helfende Person (Feuerwehr, medizinische Fachkräfte, Polizei)

    • Bindungsverluste im früheren Kindesalter oder häufig wechselnde Bezugspersonen

    • Zeuge von Gewalt zwischen Bindungspersonen

    • Gewalt in der Kindheit (emotional, körperlich, sexuell)

    • Vernachlässigung in der Kindheit

  • Wir wissen schon seit einem Jahrhundert, dass Traumata oder besonders belastende Ereignisse als körperliche Empfindungen abgespeichert werden und wir diese wie eine unmittelbare Bedrohung für unser gegenwärtiges Leben erfahren.

    Das Trauma steckt in unserem Körper fest und ist allgegenwärtig. Auch viele Jahre danach glaubt unser Organismus immer noch, die Gefahr sei noch nicht vorüber, und so bleiben wir in einer ständigen Alarmbereitschaft.

    Das äußerst sich unter anderem in Ängstlichkeit, Schreckhaftigkeit, Hoffnungslosigkeit, Erschöpfbarkeit, Reizbarkeit, Wutausbrüchen, Aggressionen sowie in Gedächtnisverlust (Erinnerungslücken) und Konzentrationsschwierigkeiten.

    Hinzu kommt, dass wir das Trauma immer wieder von Neuem erleben. Sei es in Form von Albträumen oder von Erinnerungsbildern, unerklärlichen heftigen Emotionen wie Angst, Scham, Wut, Resignation, Körperreaktionen, sich aufdrängenden Gedanken, die das Trauma von damals wieder „hautnah“ wieder erleben lassen.

    Häufig werden diese sogenannten Flashbacks durch banale Alltagssituationen und Reize ausgelöst (Trigger), die an das belastende Ereignis erinnern.

    Heute wissen wir zudem, dass es einen gravierenden Unterschied zwischen gewöhnlichen Erinnerungen und traumatischen Erinnerungen gibt. Dieser Unterschied besteht darin, dass bestimmte Hirnsysteme, die für die Erzeugung autobiografischer Erinnerungen zuständig sind, bei Personen, die ein Trauma erlebt haben, geschädigt sind.

    Somit ist das Gehirn der betroffenen Personen gar nicht in der Lage zu erkennen, dass es sich beim Wiedererleben eines Traumas um eine traumatische Erinnerung aus der Vergangenheit handelt. Der Organismus dieser Person denkt, er sei jetzt in Gefahr und reagiert entsprechend. Er geht in Alarmbereitschaft.

    • Wiedererleben des Traumas

    • Vermeidung von Situationen, die an das Trauma erinnern

    • Verlust an Lebensfreude

    • Belastungen im zwischenmenschlichen Bereich (Familie, Partnerschaft)

    • Drohende Arbeitsunfähigkeit

    • Zunehmende Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen

    • Soziale Isolation, Rückzug und Vereinsamung

    Ob ein traumatisches Ereignis negative Folgen für die betroffene Person hat, hängt immer auch von der Schwere und Art des Ereignisses, dem sozialen Umfeld und persönlichen Ressourcen ab. Oft vergehen Jahre bis die Person sich Hilfe sucht.

  • Unser emotionales Gehirn (limbisches Gehirn), der stammesgeschichtlich ältere Teil unseres Gehirns, der sich nicht wesentlich von anderen Lebewesen unterscheidet, steuert unsere instinktiven Reaktionen und speichert Erlebnisse als miteinander verknüpfte Sinneseindrücke ab.

    Unser kognitives Gehirn (der Neokortex), die entwicklungsgeschichtlich relativ junge Großhirnrinde, steuert unser logisches Denken und unsere Sprache und ordnet die Erlebnisse in Raum und Zeit. Beim Abspeichern und Erinnern von Erlebnissen sind beide Gehirne durch zahlreiche Nervenverbindungen miteinander verknüpft.

    Bei lebensbedrohlichen Ereignissen reagiert unser Organismus mit Schock. Das hat zur Folge, dass das kognitive Gehirn ganz oder teilweise vom emotionalen Gehirn abgetrennt wird.

    Für den Augenblick der Gefahr ist es nämlich unwichtig, nach logischen Begründungen für die traumatische Situation zu suchen, das Erlebte in Worte zu fassen oder sie zeitlich einzuordnen. Es geht allein darum, das Überleben zu sichern. Und das geschieht, in dem wir reagieren. Wir fliehen, wir kämpfen oder wir erstarren. Zum Zeitpunkt des Traumas sind somit beide Gehirne voneinander getrennt.

    Normalerweise werden unsere Sinneswahrnehmungen und Gedanken also mit all den dazugehörigen Gefühlen und Körperempfindungen verknüpft, mit Raum und Zeit koordiniert und als eine ganzheitliche Erinnerung abgespeichert. Unser Gehirn bettet diese Erinnerung in unsere lebensgeschichtliche Biografie ein und kann diese immer wieder abrufen, mit dem Wissen, dass es sich darum um eine Erinnerung aus der Vergangenheit handelt. Es weiß ganz genau, was damals war und heute ist.

    Bei belastenden oder traumatischen Erlebnissen oder auch inneren Konflikten kann es also sein, dass sich zwei oder mehr Prozesse nicht miteinander verknüpfen. So können zum Beispiel Gefühle nicht mehr wahrgenommen werden (Gefühllosigkeit), Erinnerungen werden blockiert und können nicht mehr abgerufen werden (Amnesie) oder die Sinne sind in ihrer Funktion gestört.

    Bei der Verarbeitung und Speicherung eben dieser Erlebnisse kommt es zu einer Abspaltung einzelner Elemente. Emotionen, Körperreaktionen, Sinneseindrücke, Gedanken werden isoliert abgespeichert.

    Das hilft uns zu diesem Zeitpunkt zwar die Situation besser zu ertragen, wirkt sich aber langfristig negativ auf unsere Lebensqualität aus. So besteht die Gefahr zu jeder Zeit, dass abgespaltene Teile unserer Psyche durch Reize im Außen (Trigger) aktiviert werden und wir das Trauma, auch wenn wir es bewusst vielleicht nicht wahrnehmen, von Neuem wieder erleben. Wir können es nicht mehr steuern, auch wenn wir wollten. Unser gesamter Organismus – Körper, Geist und Seele – bleibt im Trauma stecken und verhält sich so, als bestünde eine direkte, gegenwärtige Gefahr.

  • Die Beziehung zu körperlicher Aktivität und Erinnerung ist deshalb so wichtig, da unser Körper und unsere Seele (unsere Psyche) eine Einheit bilden und in gegenseitiger Wechselwirkung zueinander stehen. Sie beeinflussen einander.

    So wirken sich körperliche Gebrechen und Krankheiten auf unsere Seele aus, und andersherum seelische Beschwerden auf unseren Körper. Unser Gehirn ist so programmiert, dass jede mentale Erfahrung ihren Ausdruck im Körper findet. So teilen wir Emotionen in Mimik und Körperhaltung mit. Haben wir beispielsweise Angst, spannen wir unsere Muskeln an, unser Herz rast und unsere Atmung flacht ab.

    Damit wir nun die tief verankerten, seelischen Beschwerden heilen können, ist es deshalb so wichtig den Zugang über unseren Körper zu finden. Indem wir unsere inneren Empfindungen (wieder) wahrnehmen, können wir unseren eigenen lebendigen Körper wieder spüren. Indem wir also fühlen und spüren und nicht nur darüber sprechen, können wir das Problem ganzheitlich angehen.

  • Bei einem Schock oder einem traumatischen Erlebnis, welches stark mit Angst besetzt ist, und wir wie betäubt, starr und abwesend sind, wird ein Teil unserer Psyche abgespalten und nicht in unsere Gesamtpersönlichkeit integriert. Diesen Prozess nennt man Dissoziation. Es kommt dabei zu einer Spaltung unseres ganzheitlichen Bewusstseins, unseres Selbsterlebens.

    Beispielsweise kommt es zum teilweisen oder kompletten Verlust einer Erinnerung (oder ganzer Lebensabschnitte) oder den Verlust von unmittelbaren Empfindungen sowie Kontrolle von Körperbewegungen (in Form von Taubheit, Erstarrung, innerer Leere bis hin zum Gefühl von seinem eigenen Körper oder seiner Umwelt abgeschnitten zu sein).

    Im Sinne der Ganzheitlichkeit der eigenen Person und ihrer Kontinuität in der Zeit bedeutet dies, dass diese zeitweise oder dauerhaft eingeschränkt, gestört, verzerrt oder gar verloren gegangen ist. Da wir diesen Prozess nicht steuern können und dieser unwillkürlich geschieht, geht dies sehr häufig mit einem hohen Leidensdruck einher und schränkt uns in der Möglichkeit ein, ein erfülltes Leben nach unseren Vorstellungen zu leben.

  • Angst ist ein biologischer Mechanismus unseres Organismus, der in einer Gefahrensituation unser Überleben sichert. Er äußert sich in der Flucht (FLIGHT), im Kampf (FIGHT) oder der Erstarrung (FREEZE). Angst ist also ein wesentlicher Grundbaustein, der uns und auch alle anderen Lebewesen auf dieser Erde am Leben hält.

    Wenn wir uns aber ständig bedroht, unsicher, besorgt oder nervös fühlen – auch wenn es dafür rein objektiv gesehen im Hier und Jetzt keinen Grund dafür gibt – und diese Gefühle unser Leben auf eine Weise bestimmen, dass unsere Lebensqualität dadurch beeinträchtigt wird, dann macht sie uns auf Dauer krank und hindert uns daran, ein glückliches, freies und unbeschwertes Leben zu führen.

  • Ein Trigger beschreibt einen Reiz, der Erinnerungen an ein erlebtes Trauma oder ein schlimmes Erlebnis auslöst. Dies kann durch Gerüche, optische Eindrücke, bestimmte Worte oder Gesten oder auch in einer bestimmten Atmosphäre geschehen.

    Manchmal wissen wir, dass wir gerade „getriggert“ werden, häufig jedoch nicht. Wir merken es dann nicht bewusst, sind aber emotional aufgewühlt, wütend oder aggressiv, können uns schlecht beruhigen, fühlen uns hilflos oder minderwertig, sind nervös, schlafen vielleicht schlecht, oder dissoziieren auf eine andere Art und Weise.

    Häufig verstehen wir gar nicht genau, was eigentlich in dem Moment mit uns los ist und warum wir uns eben gerade genauso fühlen. Zwar können wir erkennen, dass diese Gefühle durch den Reiz ausgelöst wurden, wissen aber nicht, dass diese zu einem Großteil zu einem früheren belastenden Ereignis in Zusammenhang stehen.

    Mittels unterschiedlicher Rückgehtechniken können wir in der Therapie an solch ein belastendes Erlebnis gelangen. Die damals dabei auftretenden oder dissoziierten Gefühle, Körperempfindungen und Gedanken treten während des Verarbeitungsprozesses ans Licht, können wahrgenommen und anerkannt werden. Und zuletzt so verarbeitet werden, dass das verletzte innere Kind Heilung erfährt und unser Erwachsenen-Ich endlich wieder ein unbeschwertes Leben mit mehr Klarheit, Leichtigkeit Selbstakzeptanz und innerer Stärke führen kann.